Foto: Peter Marx
Bunt ging es am Wochenende in der barrierefreien Begegnungsstätte am Luisenpark der Lebenshilfe e.V. in Erfurt bei der zweiten Empowerment-Schulung "Stärker werden und etwas verändern!" zu. Dabei wurde klar: "Empowerment ist nicht nur erlernbar, sondern macht auch Spaß". Zum Abschluss des ersten von vier Seminaren in Erfurt entwickelten die TeilnehmerInnen konkrete Projekte, die sie in den nächsten Monaten zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention voran treiben werden.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Projektes der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) "Partizipation durch Empowerment" wurden schon in den vergangenen Monaten Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen aus verschiedenen Bundesländern geschult.
Ziel dabei war es neben der Stärkung der einzelnen TeilnehmerInnen die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention anzutreiben. "In Artikel 4 der UN-BRK ist klar geregelt, dass behinderte Menschen und ihre Organisationen bei der Entwicklung von Gesetzen und Initiativen, die behinderte Menschen betreffen, zu beteiligen sind. Damit dies auch wirkungsvoll geschehen kann, müssen behinderte und chronisch kranke Menschen auch geschult werden. Denn viel zu oft finden Veranstaltungen und Entscheidungen noch ohne die Beteiligung behinderter Menschen statt oder geschieht dies nur pro forma", erklärte Ottmar Miles-Paul, der die Schulungen zusammen mit der Empowerment- und Diversity- Trainerin Eileen Moritz leitet.
Bei einem ersten Zusammentreffen mit dem Thüringer Landesbehindertenbeauftragten Dr. Paul Brockhausen, der als Gast für die Empowerment-Schulung in Erfurt eingeladen war, wurde es für die TeilnehmerInnen gleich ernst. Ihre Aufgabe war es, den Besuch und das Gespräch mit dem Landesbehindertenbeauftragten entsprechend vorzubereiten, selbst zu moderieren und ihm Fragen zu stellen. "Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich wurde am Eingang gut empfangen und in den Seminarraum begleitet. Ich erlebte eine spannende und engagierte Diskussion", so das Resümee des Landesbehindertenbeauftragten von Thüringen nach dem Besuch der Schulung.
Für Jürgen Schmidt war es ein Sprung ins kalte Wasser. Dem Vorsitzenden des Behindertenverbandes des Kreises Schmalkalden-Meiningen kam nämlich die Aufgabe zu, die Veranstaltung mit dem Landesbehindertenbeauftragten zu moderieren. Eine Stunde lang sorgte er dafür, dass die Diskussion geordnet ablief, die TeilnehmerInnen sich und ihre Anliegen in einer Vorstellungsrunde präsentieren und ihre Fragen stellen und natürlich, dass der Landesbehindertenbeauftragte über seine Arbeit und Ziele berichten konnte. Wie geplant verabschiedete er den Landesbehindertenbeauftragten pünktlich um 16 Uhr mit einem kleinen Gastgeschenk. "Wir wollen Sie zwar nicht bestechen, aber wir versuchen es trotzdem", wie man scherzhaft sagte als man Dr. Paul Brockhausen eine Flasche Sekt als Dank übergab.
In der Auswertung der Diskussion machte Dr. Brockhausen deutlich, wie wichtig es ist, dass auch behinderte Menschen, die beispielsweise eine Sprachbehinderung haben und Assistenz brauchen, selbst Verantwortung übernehmen können und wie Jürgen Schmidt beispielsweise eine Veranstaltung moderieren. Auf die Frage, wie die TeilnehmerInnen der Schulung den Landesbeauftragten unterstützen können, betonte Dr. Paul Brockhausen, dass ihm wichtig sei, dass er Rückmeldungen bekomme, was vor Ort laufe bzw. nicht laufe und dass man sich an sein Büro wenden könne, wenn es Probleme in Thüringen gibt. Das abschließende Gruppenfoto mit dem Landesbehindertenbeauftragten durfte natürlich nicht fehlen.
Die Empowerment-Schulung in Erfurt stellt die zweite einer Reihe von Empowerment-Schulungen für verschiedene Regionen in Deutschland dar. Während die erste Schulung für behinderte und chronisch kranke Menschen aus Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nun auch läuft, kann man sich derzeit noch bis 18.August noch für die dritte Schulung in Erfurt für behinderte und chronisch kranke Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen bewerben. Die Ausschreibungen für die weiteren Schulungen für die restlichen Bundesländer folgen in den nächsten Wochen und werden auf der Internetseite des Projektes veröffentlicht.